50 Jahre Stiftlandmuseum
Was lange währt…
Bis zu dem Museum, das viele Waldsassener Bürgerinnen und Bürger seit ihrer Kindheit kennen, war es allerdings ein langer Weg. Bereits 1927 forderte der Redakteur Robert Kuhnle in der Waldsassener Grenzzeitung die Errichtung eines „Stiftlandmuseums“. Um diesen Plan in die Tat umzusetzen, fehlten noch die finanziellen und personellen Mittel. Letzteres wurde gelöst, als sich am 15. März 1972 engagierte Heimat- und Kulturinteressierte zum Zweigverein des Oberpfälzer Waldvereins zusammenschlossen. Der Gerwig-Kreis Waldsassen e.V., benannt nach dem Edlen Gerwig von Wolmundstein, machte es sich zur Aufgabe, die regionale Kultur im Stiftland zu fördern. Dies beinhaltete auch die Errichtung eines Museums, in der Einheimische und Touristen die Regionalgeschichte hautnah erleben sollten. Die Zeichen standen günstig, da das Projekt mit der Aufgeschlossenheit innerhalb der Bevölkerung rechnen konnte und man unter anderem mit Adolf Gläßel und Robert Treml auf zwei engagierte Vereinsmitglieder zurückgreifen konnte. Ein zentral gelegener Standort für das Museum wurde im Gebäude des Alten Rathauses gefunden, das nach dem Umzug der Stadtmitarbeiter in einen größeren Neubau Anfang der 1970er Jahre leer stand. Nicht unumstritten waren die Kosten, die ein Museum mit sich bringen sollte – davon zeugen kritische Leserbriefe aus diesem Zeitraum. Diese Bedenken konnten durch einen realistischen Finanzierungsplan, Zuschüsse und Spenden von engagierten Bürgern sowie kostenlose Unterstützung durch Mitarbeiter des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege gemindert werden.
Mit dem Beschluss des Stadtrats wurde das Stiftlandmuseum Waldsassen am 16. Dezember 1974 offiziell gegründet. Die Stadt übernahm hierbei die Trägerschaft, während die Mitglieder des Gerwig-Kreises Waldsassen e.V. den Museumsalltag gestalten sollten, zum Beispiel in Form von Führungen, Ausstellungen und weiteren Veranstaltungen. Ein Jahr zuvor hatte man bereits begonnen, Zeugnisse der regionalen Geschichte zu sammeln und zu dokumentieren. Dass in kurzer Zeit derart viele unterschiedliche Gegenstände zusammengetragen werden konnten, war den Spenden und Leihgaben von Bürgerinnen und Bürgern aus der Region zu verdanken. Die offizielle Einweihung des Stiftlandmuseums samt kirchlicher Weihe erfolgte am 16. März 1975. In der ersten Saison verzeichnete das Museum bereits rund 2.600 Besucher.
Aufgrund der umfangreichen und stetig wachsenden Sammlung wurde das Museum in den folgenden Jahren mehrmals erweitert, zum Beispiel im Winter 1975/76 mit dem Ausbau des Dachbodens zur Ausstellungsfläche. 1977 erfolgte eine räumliche Vergrößerung im Rückgebäude, welches bis zum Jahr 1870 als Spital gedient hatte. Hier wurden eine Schule aus Münchenreuth und die Abteilung „Buchbinderei“ untergebracht. Neben den zahlreichen dauerhaften Abteilungen konzipiert der Förderkreis unter Anleitung der jeweiligen Museumsleiter Gläßel, Treml und Zölch bis heute jährliche Sonderausstellungen, die Einblicke in unterschiedliche Alltagsthemen bieten: regionale Handwerkstechniken, religiöse Volkskunst und Volksfrömmigkeit, Lebensmittelherstellung und -verarbeitung oder Spielzeuge im Laufe der Jahrhunderte. Damit das Stiftlandmuseum nicht auf einem veralteten Stand verblieb, erfolgte in den 1990er Jahren eine Neukonzeption der gesamten Sammlung und der Ausstellungsräume.
Herausforderungen in der Gegenwart
Mittlerweile stellt das Stiftlandmuseum in rund 30 Abteilungen eine beachtliche Sammlung aus, bestehend aus alten Werkstätten und Werkzeugen, ehemaligen Geschäften aus der Region (z.B. Kramerladen, Hutladen) sowie Objekten aus dem Alltagsleben des 19. und 20. Jahrhunderts. Nicht weniger umfangreich ist die Sammlung, die sich im Depot befindet. Um die Inventarisierung der noch nicht verzeichneten Gegenstände kümmert sich seit dem vergangenen Jahr die Museumsfachangestellte Franziska Beck. „Ein lebendiges Museum kann nur funktionieren, indem man auf neue Anforderungen reagiert.“ Die Projektstelle wird über drei Jahre von der Landesstelle für nichtstaatliche Museen gefördert.



